Die Philosophie Baruch de Spinozas und Günther Anders'!
Wäre es nicht der Erhabenheit der Schöpfung angemessen, zu einem Leben zu gelangen, das der Wahrheit des Wirklichen folgt, nicht der Deutung derer, die sich als Autoritäten aufführen und die so tun, als hätten sie durchschaut, was undurchschaubar ist? Und wäre es demnach nicht epochal, die dunkle Nacht der Unwissenheit endlich zu überwinden, Bürger:innen dieser Welt zu sein, nicht Fremde, die andere nach dem Weg zu fragen hätten, wollten sie ihr Ziel nicht verfehlen? Beseelt von der Idee der Selbstbestimmung und der Freiheit sucht Baruch de Spinoza in seiner Ethik die Hintergrundvoraussetzungen aufzudecken, um realisieren zu können, wonach wir alle streben: ein gelingendes Leben. Ein faszinerendes Werk als Ausdruck einer sich radikal wandelnden Zeit. Mit ihm werden wir die Sommerakademie beginnen.
Daran anschließend wird uns mit Günther Anders ein Denker begegnen, der aus ganz anderem Holz geschnitzt ist. Ist für Spinoza unser Wissen über die Welt noch der Schlüssel für eine Menschheit in Freiheit, so ist es bei Anders der Anfang vom Ende. In seinem Hauptwerk ›Die Antiquiertheit des Menschen‹ zeichnet er ein düsteres Bild über den Zustand der Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution. Seine radikale Technik- und Fortschrittskritik entspringt einer Psychologie des Menschen als eines im Verhältnis zu von Maschinen hergestellten Produkten stehenden Wesens. Während die Welt in allem festgelegt ist, ist der Mensch lediglich darin festgelegt, in nichts festgelegt zu sein. Das ist einerseits das Fundament seiner Freiheit und seiner Fähigkeit, sich als Individuum zu begreifen, andererseits aber auch der Grund für sein radikales Fremdsein in dieser Welt. Da der Mensch nun nicht in diese Welt passt, muss er sich eine Welt schaffen. Weil er aber nicht festgelegt ist, ist es auch die Welt nicht, die er sich schafft, und so muss er ständig Neues schaffen, ohne jemals ans Ziel zu kommen. Ein teuflischer Kreislauf, der bereits bis zur dritten und zugleich letzten industriellen Revolution fortgeschritten ist: Maschinen stellen Maschinen her, die Maschinen herstellen; solange bis eine letzte Maschine etwas herstellt, das keine Maschine ist, sondern Produkt. Produkte werden im Hunger nach Welt verbraucht, was den Herstellungsprozess der Maschinen von Neuem anstößt, ad infinitum. So werden die Maschinen selbst zu Subjekten und der Imperativ der Produkte, die sie herstellen, lautet: Konsumiere mich!